24.04.2024 – Gerd Demitz

Ferien contra Urlaub

Wohlverdiente Auszeiten und unbeschwerte Erholung

Foto: Gerd Demitz
Urlaub ist das, was nach dem Stau kommt. Foto: Gerd Demitz

„Die Ferienzeit steht vor der Tür und der Urlaub ist schon längst geplant.“ Dieser Satz scheint im ersten Moment in sich völlig schlüssig zu sein. Doch ist er es wirklich oder liegt darin sogar ein Widerspruch?

Kaum ein Angestellter würde seinen Chef fragen, ob er „Ferien“ bekommen kann, er stellt hingegen einen Antrag auf „Urlaub“. Lehrer und Schüler stattdessen machen Ferien, um mit ihrer Familie dann in den sogenannten Urlaub zu fahren. Was also ist der Unterschied zwischen „Ferien“ und „Urlaub“?

Als Ferien werden hierzulande grundsätzlich nur die Zeiträume bezeichnet, in denen eine Einrichtung vollständig schließt, um ihren Angehörigen andere Tätigkeiten, insbesondere Erholung zu ermöglichen. Daher sind uns auch Begriffe wie „Gerichtsferien“, „Semesterferien“, „Betriebsferien“ oder auch das Wort „Ferienlager“ nicht gänzlich unbekannt (wobei letzteres einem Urlaub aber schon wieder recht nahe kommen kann). Dass Ferien nicht gleich Urlaub und Erholung sind, macht beispielsweise deutlich, wenn sich Schüler oder Studenten um einen „Ferienjob“ bemühen. Die einzige Erholung zeigt sich dabei bestenfalls im Geldbeutel.

Und wenn dann der Bundestag auch noch in die „Ferien“ geht, die Politik dadurch zum Stillstand kommt und die Medien wieder einmal in das berühmt-berüchtigte Sommerloch fallen, dann wissen wir, es ist wirklich höchste Zeit um in den wohlverdienten Urlaub zu fahren oder „Ferien auf dem Bauernhof“ zu machen. „Urlaub ist das, was nach dem Stau kommt“, so formulierte es mal jemand nicht ganz zu Unrecht. Urlaub und Erholung sind oftmals wohl doch zweierlei Dinge und damit nicht unbedingt identisch.

Der Urlaub bedeutete ursprünglich nichts anderes als „Erlaubnis“ – und auch heute noch fängt er mit einer Erlaubnis an. Der Arbeitnehmer muss erstmal bei seinem Dienstherren nachfragen, ob es denn würdig und recht sei, sich zum Zwecke der Regeneration zurückzuziehen. Das war im Mittelalter auch nicht viel anders. Dort bezeichnete Urlaub die Erlaubnis wegzugehen, die ein Höherstehender oder eine Dame dem Ritter zu geben hatte. Wenn er Pech hatte, musste er daraufhin in die Schlacht ziehen. Aber das kann einem ja auch heutzutage noch in jedem Urlaub drohen, nämlich spätestens dann, wenn es die Schlacht um den schönsten Liegestuhl ist. Auch so mancher leidgeprüfte Familienvater kann ein Lied davon singen, wenn von Urlaub und angeblicher Erholung die Rede ist. Schon auf der Fahrt zum Urlaubsdomizil fängt es oftmals an – die Kinder Quengeln, haben Durst oder müssen mal wieder dringend auf die Toilette, und die geliebte Gattin weiß natürlich ganz genau, dass es besser gewesen wäre, eine andere Umleitung zu fahren. Endlich am Ziel angekommen, stellt man mit Verzücken fest, dass sich Hotel und Baustelle in harmonischer Nachbarschaft zueinander befinden und der Weg zum Strand erst einmal über mehrere stark befahrene Hauptverkehrsstraßen führt. Am Abend gelangt man dann schließlich zu der Erkenntnis, Urlaub ist was Schönes! Wenn die Gattin im überfüllten Speisesaal verzweifelt einen freien Tisch sucht, der Vater am All-Inclusiv-Buffet seinen Teller überhäuft und die Kinder die Zapfanlage mit Limonade überfluten und damit zum Stillstand bringen, dann ist man im Urlaub angekommen.

Dem Verfasser dieses Berichtes ist natürlich bewusst, es geht auch ganz anders. Urlaub in den Bergen, wandern und in aller Ruhe die Schönheit der Natur genießen, an einem entlegenen Strand (so etwas soll es ja tatsächlich noch geben) über das endlose Meer schauen und die Füße ins Wasser halten, wer seinen Urlaub so gestaltet, der darf dann auch getrost von Erholung sprechen.

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