20.12.2025 Wirtschaft & Verkehr – Gerd Demitz
Autofahren ist kein Videospiel
Wird der Führerschein 2026 billiger?

Foto: ACE Auto Club Europa
Das Verkehrsministerium will den Führerschein bezahlbarer machen und setzt dabei auf Digitalisierung und weniger Bürokratie. Künftig sollen Fahrschulen die Theorie auch per App oder Onlinekurs vermitteln dürfen. Geplant sind auch die Reduzierung der Prüfungsdauer und des Theorie-Fragenkatalogs sowie der Einsatz von Fahrsimulatoren, um die Kosten zu senken.
Gemeinsam mit den Bundesländern und der Fahrschulbranche sollen die Ideen weiterentwickelt werden, damit bis Mitte 2026 die rechtlichen Änderungen stehen und den Weg für eine moderne, bezahlbare Fahrausbildung ebnen.
Die Kosten für einen Führerschein (Klasse B) liegen derzeit realistisch zwischen 3.500 und 4.500 Euro, stark abhängig von der Region, der Fahrschule und der Anzahl der benötigten Fahrstunden. „Ursachen für die derzeit hohen Preise gibt es mehrere, zum Beispiel strengere Sicherheits- und Ausbildungsstandards sowie die fortschreitende technische Ausstattung der Fahrzeuge, zum Beispiel diverse Assistenzsysteme. Fahrschülerinnen und Fahrschüler müssen in technischen Assistenzsystemen geschult werden und das in der Prüfung nachweisen. Zusammengefasst bedeutet das einen höheren Bürokratieaufwand und damit verbunden höhere Personalkosten. Aber auch die gestiegenen Fahrzeug- und Spritkosten schlagen zu Buche“, stellt Fahrschulinhaber Henry Holst aus Harburg fest.
Die größten Posten beim Erwerb eines Führerscheines sind die Grundbetrag, Lernmaterial, Übungsstunden, die 12 obligatorischen Sonderfahrten sowie Gebühren für die Prüfungen bei TÜV oder DEKRA. „Oft müssen Fahrschüler wegen voller Prüfungskalender monatelang auf Prüftermine warten und in der Zwischenzeit zusätzliche Fahrstunden nehmen, um das Gelernte nicht zu vergessen. All das treibt die Kosten weiter in die Höhe“, gibt Henry Holst zu bedenken.
Der Fahrschulinhaber hält nicht übermäßig viel vom Einsatz von Fahrsimulatoren, um die Kosten zu senken. Simulatoren könnten lediglich erste Schritte ermöglichen, damit die Fahrschüler in der ersten Fahrstunde besser vorbereitet sind. „Die Anforderungen auf den Straßen sind zu hoch, um alles virtuell zu lernen. Im echten Stadtverkehr ist der Stress nicht simulierbar. Die reale Erfahrung bekommt man nur durch das Fahren auf der Straße. Die Fahrschüler brauchen echte Fahrstunden. Im Simulator entsteht kein Druck und der Fahrschüler bekommt zudem auch kein Gefühl für die äußeren Maße eines Fahrzeuges.
Weder Fliehkräfte noch Vibrationen beeinflussen das Fahrgefühl und der Fahrschüler entwickelt so kein Gefühl für die Geschwindigkeit.“ Außerdem kommt es bei einigen, wenn auch nur wenigen, Fahrschülern zu einer Simulatorenkrankheit. Wer davon betroffen ist, dem kann schwindlig oder auch übel werden. Für den sind die Simulatoren nicht geeignet. Und kein Simulator garantiert, dass man weniger Praxisstunden braucht.
Viele junge Leute können es kaum erwarten, mit dem Fahrunterricht zu beginnen. Wer in Deutschland allein im Pkw unterwegs sein möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein und braucht einen Führerschein der Klasse B. „Begleitetes Fahren“, also das Fahren mit einer Begleitperson, ist aber schon mit 17 Jahren möglich.
Die Erfahrungen mit dem Begleiteten Fahren ab 17 (BF17) sind durchweg positiv. Diese Art in den motorisierten Straßenverkehr einzusteigen hat zur Reduzierung der Unfallzahlen junger Fahranfänger um mehr als 20 Prozent geführt.
Doch wer darf begleiten? Der Begleiter muss das 30. Lebensjahr vollendet haben, muss mindestens seit fünf Jahren Inhaber einer gültigen Fahrerlaubnis der Klasse B sein und darf zum Zeitpunkt der Beantragung der Fahrerlaubnis im Fahreignungsregister mit nicht mehr als einem Punkt belastet sein.
Jedoch stellt Fahrlehrer Henry Holst (und nicht nur er alleine) das derzeitige Prüfsystem in Frage: „Wenn man unwichtige Inhalte streicht und moderne Methoden nutzt, spart man Fahrstunden und somit auch Geld.“ Auch er ist der Meinung, dass Bürokratieabbau und etwas weniger Dokumentationspflicht ein vernünftiger Schritt in die richtige Richtung sei. Man darf also gespannt sein, wie sich die Politik entscheidet, um möglichst vielen Menschen den Weg zum Führerschein finanziell zu ebnen.
