18.11.2025 Verschiedenes – Redaktion
Vergangenheit trifft Zukunft
Sonderausstellung mit partizipativem Charakter

Ein historisches Klassenzimmer wie 1900. Foto: FLMK
Ehestorf – Wie war Schule früher und wie soll sie in Zukunft aussehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die neue Sonderausstellung „Von Federkiel und Rechenschieber – Entwicklung des ländlichen Schulwesens“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg, die seit dem 8. November bis zum 17. August kommenden Jahres zu sehen ist. Sie zeigt rund 150 historische Exponate und verbindet diese mit Perspektiven heutiger Schülerinnen und Schüler. Die Ausstellung wurde am Freitag, dem 7. November, feierlich eröffnet. Unter den rund 100 Gästen waren neben Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Kultur auch Jugendliche und Lehrkräfte der Integrierten Gesamtschule Seevetal, die aktiv an einem Teil der Ausstellung mitgewirkt haben.
Das Herzstück der Ausstellung ist eine umfangreiche Sammlung von Schulmöbeln, Schreibmaterialien, Wandbildern und weiteren Gegenständen aus dem Schulalltag vergangener Zeiten, von der Einschulung bis zur Zeugnisvergabe, von der Kreidetafel bis zum Rechenschieber. Die Objekte stammen größtenteils aus der Sammlung der ehemaligen Schulleiterin Christine Strüfing. Doch neben dem Blick in die Vergangenheit geht es auch um die Zukunft der Bildung. Fünf siebte Klassen der IGS Seevetal beteiligten sich an einem partizipativen Projekt und brachten ihre Sichtweise auf Schule früher, heute und in Zukunft ein.
„Unser Ziel war es, den Blickwinkel zu wechseln und junge Menschen aktiv in die Museumsarbeit einzubinden“, erklärte Kuratorin Lea Finzel. „Wir entwickelten ein Konzept, bei dem die Jugendlichen nicht nur recherchieren, sondern auch eigene Exponate einbringen konnten“, so Myriel Wiese, Museumspädagogin im Freilichtmuseum, die das partizipative Projekt mitbetreute. Die Schulgruppen erstellten Mindmaps zur Schule der Gegenwart und Zukunft und präsentierten Objekte, darunter etwa Pickel Patches oder Damenhygieneartikel, die den Schulalltag greifbar machen. Das Projekt wurde von den Jugendlichen positiv aufgenommen. „Es war mal etwas ganz anderes“, sagten die Schülerinnen, die an der Eröffnung teilnahmen. „Wir konnten unsere Meinung einbringen und wurden ernst genommen.“ Besonders spannend fanden viele, dass sie historische Schulregeln kennenlernen und originale Objekte selbst in die Hand nehmen durften, ein Zugang der ihnen den Wandel des Schulwesens anschaulich vermittelte.
Das partizipative Ausstellungsprojekt wurde in die regelmäßigen Museumsbesuche siebter Klassen der IGS Seevetal integriert, die bereits seit 2022 fester Bestandteil des Lehrplans sind.
Auch die stellvertretende Landrätin Anette Randt zeigte sich beeindruckt: „Ich kam 1970 zur Schule. Skat haben wir damals unter dem Tisch gelernt“, berichtete sie augenzwinkernd. Gleichzeitig unterstrich sie die gesellschaftliche Bedeutung von Bildung: „Sie ist die Grundlage für eine selbstbestimmte Zukunft und hilft, wichtige Themen wie Politik zu verstehen. Deshalb sind Investitionen in die Bildung auch stets Investitionen in unsere Zukunft.“
Sybille Kahnenbley, Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg, brachte zur Eröffnung persönliche Erinnerungsstücke mit, ein besticktes Etui und Wachsmalstifte aus ihrer eigenen Schulzeit. „In der Ausstellung wird besonders deutlich, wie sehr sich Schule verändert hat, von Füllfeder und Pult bis zu Active Boards und Tablets“, sagte sie. Die Verbindung zwischen individueller Erinnerung und technologischem Wandel sei hier auf anschauliche Weise gelungen.
Für das Freilichtmuseum ist das Projekt ein erster Schritt in eine offenere, beteiligungsorientierte Ausstellungsarbeit. „Die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen war durchweg positiv“, so Museumsdirektor Stefan Zimmermann. „Alle Beteiligten können sich vorstellen, auch in Zukunft wieder gemeinsam zu arbeiten.“ Das Museum möchte diesen partizipativen Ansatz weiterentwickeln und auch künftig externe Perspektiven in Ausstellungen einbeziehen.
