27.05.2024 – Gerd Demitz

„Stimmt so!“

Trinkgeld oder Servicegebühr?

Foto: Gerd Demitz
Foto: Gerd Demitz

Die Trinkgeldkultur in deutschen Restaurants hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Eine Studie enthüllt faszinierende Einblicke in das Trinkgeld-Verhalten der Gäste und die Entwicklungen in der Branche.

Obwohl die Deutschen immer noch das Bargeld lieben und damit am liebsten ihre Rechnungen begleichen, nimmt bargeldloses Zahlen zu – auch als Folge von Corona. Die zunehmende Verbreitung von Kartenzahlungen in Deutschland führt zu einer spürbaren Veränderung in der Trinkgeldkultur, mit potenziell gravierenden Folgen für die Einkommen von Servicekräften. Viele Menschen neigen bei Kartenzahlungen dazu, weniger Trinkgeld zu geben. Dies hat direkte negative Auswirkungen auf die Verdienstmöglichkeiten von Angestellten in der Gastronomie und anderen Dienstleistungssektoren – ein Bereich, in dem die Bezahlung ohnehin nicht zu den höchsten zählt und Trinkgelder eine wesentliche Zusatzeinkunft darstellen.

Die rechte Hand hält den Kaffee, die linke hält das Brötchen, irgendwo dazwischen schiebt man die Karte ans Lesegerät. Dann leuchten da 5, 10, 20 Prozent – wieviel Trinkgeld darf es denn sein? Gibt man nichts, ist man ein Geizhals, gibt man zu viel, ein Narr. Der Mensch tendiert zur Mitte, also drückt man ergeben die 10 Prozent. Warum hat sich auch in Deutschland die Trinkgeldkultur so verändert in jüngster Zeit? Wieso wird man sogar um Trinkgeld gebeten, wenn es eigentlich Selbstbedienung ist?

Fast jeder Deutsche hat sich im Ausland auch schon einmal gefragt: Wieviel Trinkgeld muss ich im Restaurant geben? Sollte ich beim Taxifahrer aufrunden? Bekommt der Kofferträger auch etwas – wenn ja: wie viel? Kann der Obolus gar als Beleidigung aufgefasst werden? Und was, wenn das Essen nicht schmeckt und der Kellner unhöflich ist? Eine einheitliche Antwort gibt es nicht. Die Trinkgeldkultur ist von Nation zu Nation unterschiedlich. Während in vielen Ländern das finanzielle Dankeschön zum guten Ton gehört, gilt guter Service anderenorts als Selbstverständlichkeit. In Japan können Sie mit Trinkgeld den einheimischen Gastronomen ungewollt beleidigen. Griechen, Spanier oder Italiener hingegen erwarten es. Restaurant-Kellner sind im Vergleich verschiedener Service-Dienstleister diejenigen, die am ehesten Trinkgeld erhalten. Das ist nicht nur in Deutschland der Fall, sondern auch in vielen anderen Ländern.

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