20.05.2025 – Redaktion

Platt lebt!

Plattdeutsch im Landkreis Harburg

Foto: FLMK
Wilfried Staake singt plattdeutsche Lieder mit dem Publikum beim Plattdeutschen Lesewettbewerb. Foto: FLMK

Ehestorf – Beim Kreisentscheid des Plattdeutschen Lesewettbewerbs haben 39 Kinder aus 15 Schulen ihr Können gezeigt. Im Freilichtmuseum am Kiekeberg traten sie am 14. Mai in fünf Altersgruppen an, ihr Lesen wurde von einer Plattdeutsch-sprechenden Jury bewertet. Anschließend wurden die jungen Siegerinnen und Sieger im Museum vor etwa 150 Gästen öffentlich geehrt und erhielten Urkunden und kleine Präsente. Die Besten vertreten nun den Landkreis Harburg beim Bezirksentscheid am Mittwoch, dem 21. Mai, im Gymnasium Walsrode.

In diesem Jahr haben elf Kinder und sieben Schulen mehr teilgenommen als beim letzten Mal. Wiebke Erdtmann, Beraterin für Niederdeutsch am RLSB und Mitorganisatorin des Wettbewerbs, freute sich über das rege Interesse: „„Dat is fein to sehn, wie lebennig Plattdüütsch in düsse Region is – un wieveel Insatz dat bi Schoolmester, Öllern un de Kinner sülvst gifft, us Regionalspraak mit Leven to füllen.“

Museumsdirektor Stefan Zimmermann begrüßte das junge Publikum: „Am Kiekeberg bewahren wir Kultur auf vielfältige Weise. Dazu gehört selbstverständlich auch die plattdeutsche Sprache als immaterielles Kulturgut. Sie wurde über Jahrhunderte weitergegeben, lebt in Liedern und Redewendungen fort. Mein Dank gilt allen, die sich für ihren Erhalt einsetzen und besonders den vielen mutigen Kindern, die sich der Jury gestellt haben.“

Die stellvertretende Landrätin des Landkreises Anette Randt wandte sich an die Kinder: „Ik freu mi bannig – dat is wat ganz Besünners! Plattdüütsch is mehr as een Spraak – dat is Heimat, dat is Kultur, dat is dat Band twischen de Generationen.“ Plattdeutsch, so erklärte Anette Randt, habe in vielen Schulen wieder einen Platz gefunden. Man dürfe nicht vergessen, dass es sich nicht um irgendeinen Dialekt handle, Plattdeutsch sei einmal Weltsprache des Nordens gewesen. Kaufleute der Hanse hätten Verträge auf Plattdeutsch verhandelt und niedergeschrieben. Es sei die Sprache von Recht und Gesetz gewesen, deren Stellenwert jedoch mit dem Niedergang der Hanse gesunken sei. Als „Sprache der einfachen Leute“ sei sie zunehmend in Bildung und Berufsleben verdrängt worden. Seit den 1960er-Jahren hätten Eltern darauf Wert gelegt, Hochdeutsch mit ihren Kindern zu sprechen, so sei Plattdeutsch als Muttersprache verloren gegangen. An die Kinder gerichtet, betonte Anette Randt: „Sie ist ein Schatz. Und mit jeder Geschichte, mit jedem Vorlesemoment haltet ihr diesen Schatz lebendig.“

Als langjährige Unterstützerin des Plattdeutschen Lesewettbewerbs erklärte die Sparkasse Harburg-Buxtehude, vertreten von Birgit Weselmann vor der Urkundenverleihung: „Wat is das hier för’n wunnerschönes Spektakel an‘n Kiekebarg! Wi sünd richtig stolt, dat so veel junge Lüüd Lust hebbt Platt to lesen un so en wichtigen Deel to’n Spraakerhalt bidragen könnt.“ Ausgerichtet wird der Plattdeutsche Lesewettbewerb alle zwei Jahre von der Sparkasse Harburg-Buxtehude in Zusammenarbeit mit dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Lüneburg (RLSB) und dem Verein För Platt e.V.

Alle Kinder und Jugendlichen präsentierten selbstgewählte plattdeutsche Texte, von humorvoll bis nachdenklich. Bewertet wurden Lesetechnik, Aussprache, Sprachgefühl und Ausdruck.

Auch über den Wettbewerb hinaus spielt Plattdeutsch im Landkreis Harburg eine wichtige Rolle. Das vielfältige Angebot der niederdeutschen Sprache vernetzt im Landkreis Harburg die Plattdeutsch-Koordinatorin Rike Henties. Auf der Internetseite plattfinntstatt.de finden Interessierte den Online-Veranstaltungskalender und Newsletter. Der Landkreis Harburg und der Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg finanzieren die Stelle als Teil der regionalen Kulturförderung.

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