09.08.2025 Verschiedenes – Redaktion
Ein natürlicher Schädling
Mit Pflege gegen den Heideblattkäfer
Der Heideblattkäfer hat in der Wulmstorfer Heide in einigen Bereichen große Teile der Heidepflanzen entlaubt. Foto: Landkreis Harburg
Er ist gerade einmal fünf Millimeter groß, doch er hat einen immensen Appetit, und wo er zuschlägt, macht er der Heide zu schaffen – der Heideblattkäfer treibt in der Wulmstorfer Heide sein Unwesen. Die Folge ist vielen Spaziergängerinnen und Spaziergängern bereits aufgefallen, in den Flächen mit den älteren Heidepflanzen fällt die prächtige lila Blüte weitgehend aus. „Der Heideblattkäfer ist ein natürlicher Schädling, der immer wieder in älteren Heideflächen auftaucht“, erläutert Mirko Dannenfeld, Vorsitzender der Naturschutzstiftung des Landkreises Harburg. „Damit die Menschen künftig wieder die weiten lila Flächen genießen können, planen wir für die kalte Jahreszeit umfassende Pflegemaßnahmen, die dem Heideblattkäfer keine Chance lassen.“
Der Heideblattkäfer hat sich in der Wulmstorfer Heide auf sieben Hektar so stark ausgebreitet, dass er dort große Teile der Heidepflanzen entlaubt hat. Damit ist knapp ein Fünftel der sogenannten Offenlandbiotope, also Heide und Sandmagerrasen, betroffen. Das ist nicht zu übersehen, die Käfer und ihre Larven fressen die Blätter innerhalb kürzester Zeit komplett ab. „Es besteht aber kein Anlass, Sofortmaßnahmen einzuleiten“, sagt Dannenfeld. Für dieses Jahr falle die Heideblüte in den betroffenen Bereichen ohnehin aus. Die Arbeiten sollen bewusst in der kalten Jahreszeit stattfinden. „Um Arten in ihrer hohen Aktivitätsphase nicht zu gefährden, werden die Arbeiten auf diesen Zeitraum gelegt. Gleichzeitig ist diese Zeit für die Bekämpfung des Heideblattkäfers günstig, weil er selbst inaktiv wird und sich ins Kraut und vor allem in die Moosschicht zurückzieht.“
Dass sich der Schädling stark ausbreiten konnte, hängt insbesondere mit der Witterung und fehlenden Frostperioden im Winter zu tun, die Käfer mögen es feucht und warm. Durch die milden Temperaturen und die Feuchtigkeit der vergangenen Monate gedieh unter dem Heidekraut das Moos, band die Feuchtigkeit und schuf beste Bedingungen für die Ausbreitung des Schädlings, der in den Moosschichten überwintert. Das nützte dem Heideblattkäfer. Der nimmersatte Schädling setzt der alten Heideflora kräftig zu. Jüngere Pflanzen, die erst einige Jahre alt sind, lässt er dagegen links liegen.
Im Winterhalbjahr wird die Naturschutzstiftung in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde umfassende Pflegemaßnahmen vornehmen. „Wir werden die Gehölze entnehmen, durch die die Heide verkusselt und die Flächen schoppern. Das bedeutet, dass die Vegetation und das Moos abgetragen werden und dem Käfer der Nährboden genommen wird“, erläutert Dannenfeld. „Dann können die jungen Heidepflanzen wieder austreiben und blühen. Das wird im Winter zunächst kahl aussehen, aber die Natur wird das schnell ändern und die Menschen können wieder die die weiten lila Flächen genießen“, kündigt der Stiftungsvorsitzende an. „Aber langfristig sorgen wir für eine gesunde Heide.“
Heide, Magerrasen, Wald und Feuchtgebiete, die Wulmstorfer Heide hat viel zu bieten und ist ein ökologisch wichtiges Gebiet, aber auch ein attraktives Naherholungsgebiet. Wo früher Panzer auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes „Röttiger Kaserne“ den Boden durchpflügten, finden bedrohte Arten wie Zauneidechse oder Heidelerche heute beste Lebensbedingungen vor.
Die rund 272 Hektar umfassen eine einzigartige Naturlandschaft. So ist es unter anderem Quellgebiet für den Riethbach und umfasst zahlreiche Nassbiotope. Mit 83 Metern Höhe stellt der Bornberg die höchste Erhebung im Gebiet dar.
Die Naturschutzstiftung des Landkreises Harburg sorgt mit Renaturierungs- und Pflegemaßnahmen dafür, dass ein Refugium bestehen bleibt. Dazu findet auch der klimagerechte Umbau des Waldes statt. Anstelle des strukturarmen Kiefernstangenholz mit geringem ökologischem Wert entsteht ein hochwertiger, abwechslungsreicher Buchenmischwald.