02.09.2025 Wirtschaft & Verkehr – Redaktion
Kein Kavaliersdelikt
An der Grundschule wird gerast
Es sind besonders sensible Gebiete, in denen nicht umsonst Tempo 30 gilt. Gerade an Grundschulen ist nicht nur erhöhte Vorsicht angesagt, sondern auch Fuß vom Gas. Doch viele Autofahrerinnen und Autofahrer sind gerade an den Schulen deutlich zu schnell unterwegs. Das haben Geschwindigkeitskontrollen des Landkreises Harburg deutlich gemacht. Mehr als jeder zehnte Autofahrer ist deutlich zu schnell. „Ein ernüchterndes und erschreckendes Ergebnis“, sagt Susanne Novotny, Leiterin der Abteilung Bürgerservice / Verkehr der Kreisverwaltung. „Rasen an Schulen ist kein Kavaliersdelikt. Gerade bei den Kleinsten ist besondere Rücksichtnahme nötig. Die erhöhte Geschwindigkeit kann fatale Folgen haben.“
Vor zwei Wochen hat wieder der Lernalltag begonnen, auch die Kleinsten sind wieder mit dem Schulranzen unterwegs. Und gerade die Schulanfänger müssen sich oft erst noch an den Verkehr gewöhnen. Autofahrerinnen und Autofahrer müssen daher besonders umsichtig fahren und auch damit rechnen, dass die Kleinsten vielleicht auch noch mal Fehler machen. Daher ist rund um die Schulen nicht umsonst die Geschwindigkeit reduziert.
Doch die Erfahrung zeigt, gerade die Tempovorgaben beachten viele Autofahrerinnen und Autofahrer nicht. Der Landkreis hat daher nach den Sommerferien die Geschwindigkeitsüberwachung in den Tempo-30-Bereichen der Schulen intensiviert.
„Wir mussten gleich zu Beginn erhebliche Verstöße feststellen“, sagt Susanne Novotny. Bei sieben Kontrollen an vier Vormittagen wurden 1.023 Temposünder festgestellt. Das sind elf Prozent aller Autofahrerinnen und Autofahrer, die in der Zeit dort unterwegs waren. In Hollenstedt waren sogar fast 16 Prozent der Fahrzeuge zu schnell. Den traurigen Rekord in einer Tempo-30-Zone hielt ein Fahrer, der in Hollenstedt mit 63 Stundenkilometern unterwegs war. Den Fahrer erwartet ein Bußgeld in Höhe von 260 Euro, zwei Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot von einem Monat. Mit der gleichen Sanktion muss ein Fahrer rechnen, der in Meckelfeld mit Tempo 62 geblitzt wurde.
„Autofahrer müssen das Tempo zum Schutze der jungen und unbedarften Verkehrsteilnehmer dringend mindestens auf die zulässige Geschwindigkeit anpassen. Gerade zum Schulbeginn sollten sie immer aufmerksam die Schulen in der morgendlichen Hektik passieren“, betont Susanne Novotny. Denn für Kinder ist das angepasste und sichere Verhalten im Straßenverkehr eine Herausforderung. Sie können Fahrzeuge oft nicht rechtzeitig erkennen, Entfernungen und Geschwindigkeiten nicht korrekt einschätzen und reagieren langsamer als Erwachsene oder handeln in ungewohnten Situationen aus Angst falsch oder unüberlegt.
Der Landkreis verweist auch auf die wieder gestartete Schulanfangaktion „Kleine Füße – sicherer Schulweg“ der Verkehrswacht in Zusammenarbeit mit den Schulen. Dabei werden Kennzeichnungen mit gelber Farbe in Form kleiner Füße in Schrittlänge an ausgewählten Stellen im Verlauf des Schulwegs auf dem Gehweg angebracht und führen zu gefahrenreduzierten Querungsstellen der Straße. Diese Aktion möchte der Kreis mit seinen präventiven Überwachungsaktionen unterstützen.
Der Landkreis verfügt über insgesamt sieben stationäre Blitzer, drei kombinierte Rotlicht- und Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen in Elstorf und Neu Wulmstorf, zwei Blitzeranhänger und vier mobile Anlagen mit Laserscannertechnik, die über 500 Standorte im ganzen Landkreis anfahren. Für die Geschwindigkeitsüberwachung werden Schwerpunkte gebildet. Die Überwachungsmaßnahmen werden an Unfallbrennpunkten und Gefahrenstellen konzentriert. Bei den Standorten werden neben Anregungen der Polizei und der Straßenbaulastträger insbesondere auch Anregungen durch Anwohnerinnen und Anwohner sowie der Gemeinden berücksichtigt.