17.09.2025 Wirtschaft & Verkehr – Redaktion

Änderung der Fahrzeiten beim Buchholz Bus

Buchholz Bus mit hohen und weiter steigenden Verlusten

Buchholz – Mit Wirkung zum 15. September wurden die Fahrzeiten des Buchholz Bus in Randzeiten mangels öffentlicher Nachfrage gekürzt. Die Busse der drei Linien werden nunmehr wochentags von 6.30 Uhr bis 20.00 Uhr und an Samstagen von 8.00 Uhr bis 16.30 Uhr fahren. Bislang fahren die Busse wochentags morgens und abends jeweils eine Stunde länger und an Samstagen von 7.30 Uhr bis 21.00 Uhr. In diesen Zeiten werden sie im Durchschnitt wochentags nur von einer Person und an Samstagen von einer bis zwei Personen genutzt, obwohl die Busse über 90 Plätze verfügen. Das Transportangebot für die betroffenen Fahrgäste entfällt jedoch nicht ersatzlos. Vielmehr können die Fahrgäste in den entfallenden Fahrzeiten auf den AST-Service (Anrufsammeltaxi) zurückgreifen.

Um die Fahrgastzahlen zuverlässig ermitteln zu können, wurde ein neues professionelles System installiert, das seit 2023 in allen Bussen mit Sensoren über beiden Türen die Zahl der ein- und aussteigenden Personen automatisch beziehungsweise digital erfasst. Dieses System ist mit dem Bordrechner verbunden, der die Zähldaten um die Uhrzeit, Linie und jeweilige Haltestelle ergänzt. Der Bordrechner sendet die Daten nach jedem Betriebstag an den Server der KVG. Von hier aus werden die Daten an den HVV gesendet.

Das Fahrgastzählsystem ist vom HVV freigegeben und wird regelmäßig beziehungsweise fortlaufend durch den HVV auf Funktionalität und Plausibilität der übermittelten Daten geprüft, so ohne Beanstandungen auch im Jahr 2023. Es wurden die Fahrgastzahlen, die jetzt zur Kürzung in den frühen Morgen- und Abendstunden geführt hat, im gesamten Zeitraum des Jahres 2023 erhoben.

So wünschenswert ein lokaler Busverkehr auch ist, er ist nicht die Regel und naturgemäß nur mit hohen Defiziten zu betreiben. Nur etwa 10 Prozent aller Kommunen in Deutschland leisten sich einen lokalen straßengebundenen ÖPNV. Zu 90 Prozent indes wird der Nahverkehr mit Bussen von den Landkreisen getragen, die nur für die Gewährleistungen der Verbindungen zwischen den kreisangehörigen Kommunen zuständig sind. In Buchholz wird der Busverkehr von den kommunalen Wirtschaftsbetrieben durchgeführt, die hierfür die Kosten tragen. Insgesamt kostete der Buchholz Bus im Jahr 2024 rund 3,3 Millionen Euro. Davon ist nur knapp die Hälfte durch Einnahmen gedeckt worden. Mit rund 1,7 Millionen Euro musste mehr als die Hälfte von den Wirtschaftsbetrieben bezuschusst werden. Dabei ist durch den Personalmangel sowie die allgemeinen Trends im ÖPNV mit einem weiteren Anstieg von Kosten und Verlusten zu rechnen.

Ein möglichst umfassender lokaler ÖPNV muss finanzierbar sein und bleiben. Daher muss die Kommune die Leistungen im Interesse der Aufrechterhaltung des Angebots fokussieren. Denn die Finanzierungsmöglichkeiten der kommunalen Wirtschaftsbetriebe wie auch der Kommune selbst sind begrenzt und nehmen ab. Für die Wirtschaftsbetriebe gilt, über einen langen Zeitraum beziehungsweise in der alten Energiewelt konnten in kommunalen Wirtschaftsbetrieben die Dauerverlustbringer Bus und Bad durch Gewinne im Energiegeschäft inklusive steuerlicher Verrechnung finanziert werden. Doch dieses bewährte Finanzierungsmodell kommunaler Gruppen stößt durch die Implikationen von Energiewende und Klimaschutz, die für Stadtwerke hohe Investitionen bei zugleich sinkenden Profiten zur Folge haben, sowie durch die Trends bei den dauerdefizitären kommunalen Einrichtungen deutschlandweit zunehmend an seine Grenzen.

Für Buchholz gilt, die Haushaltslage der Stadt ist angespannt. Der Haushalt 2025/26 ist vom Landkreis Harburg nur teilweise genehmigt worden, die Stadt Buchholz muss strukturell vier Millionen Euro pro Jahr einsparen. Damit steht Buchholz nicht allein da. Kommunen haben deutschlandweit keine finanziellen Spielräume mehr, vielmehr sogar große Finanzierungsdefizite. Die finanzielle Situation der Kommunen hat sich dramatisch verschlechtert. Dem aktuellen kommunalen Finanzreport der Bertelsmann-Stiftung vom 30. Juli ist zu entnehmen, dass die kommunalen Finanzen im letzten Jahr das größte Defizit in der Geschichte der Bundesrepublik aufweisen.

Vor allem der Klimaschutz beziehungsweise die Vorgaben zum Umbau der Energieversorgung führen zu einem substanziellen Rückgang der Profite im Energiegeschäft.

Für den Umbau der Energieversorgung sei allein der für die Klimaneutralität notwendige Ausstieg aus dem Gasgeschäft, nach Vorgaben der EU 2050, jenen Deutschlands 2045, jenen Niedersachsens 2040 und jenen von Buchholz bereits 2035 in Erinnerung gerufen. Mit dem Gasgeschäft wurden lange Zeit zwei Drittel der Gewinne der Stadtwerke erwirtschaftet, mit denen Bus und Bad finanziert wurden. Hinzu kommen hohe Investitionen in das Stromnetz für die Integration von PV-Anlagen, Wallboxes, Speichern etc. sowie ein ungleich höherer technischer wie administrativer und finanzieller Aufwand als bisher. „Wir gehen davon aus, in den nächsten 20 Jahren insgesamt mindestens 100 Millionen Euro, also im Durchschnitt jeweils fünf Millionen Euro pro Jahr investieren zu müssen. Dabei mindern Energieeinsparungen und Energieeffizienz unser Vertriebspotential ebenso wie der Umstand, dass Kunden Energie aus erneuerbaren Quellen zunehmend selbst produzieren, statt sie von uns oder unseren Wettbewerbern zu beziehen“, erklärt Dr. Christian Kuhse Geschäftsführer Stadtwerke Buchholz die Sachlage.

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