26.09.2025 Verschiedenes – ein
Im Sinne des Naturschutzes
Eine Heimat für die Juwelen der Luft
Durch die Naturschutzmaßnahmen in der Dohrener Heide entsteht ein neues Refugium für Libellen. Foto: Andreas Maron/Landkreis Harburg
Sie sind faszinierende Geschöpfe, grazil und lautlos gleiten sie durch die Luft, ihre blauen, grünen oder kupferfarbenen Flügel funkeln und blitzen im Sonnenlicht. Schon Heinrich Heine beschrieb die Libelle als „schimmernde, flimmernde Gauklerin“. Innerhalb von Millisekunden können sie nach oben oder unten schwirren, können sogar in der Luft stehen oder kurze Strecken rückwärts fliegen. Für die „Juwelen der Luft“ entsteht jetzt in der Dohrener Heide ein besonders Refugium mit „Kinderstube“ und Lebensraum in Teichen und dem Mühlenbach sowie Flug- und Jagdrevier in der angrenzenden Heide und den Wäldern, die sich an das Tal des oberen Mühlenbachs schmiegen. Die Abteilung Umwelt des Landkreises Harburg hat die Flächen in der Dohrener Heide übernommen und beginnt dort mit der Renaturierung.
Die Arbeiten im Sinne des Naturschutzes starten ab Mitte Oktober. Die ersten Vorbereitungen haben bereits stattgefunden, Informationstafeln weisen auf die bevorstehenden Arbeiten hin. Damit setzt der Landkreis die vor dreieinhalb Jahren begonnene Pflege der Heidefläche im oberen Mühlenbachtal bei Dohren fort. „Ein umfangreiches Programm, das wir nach und nach in Zusammenarbeit mit der Ökologischen Station Stade umsetzen“, erläutert Gitta Baeuerle von der Abteilung Umwelt.
Insgesamt hat der Landkreis gut 13 Hektar übernommen, die als Naturschutz- und FFH-Gebiete unter besonderem Schutz für gefährdete Tiere und Pflanzen stehen. Die Dohrener Heide gehört dazu, der dort vorhandene Schafstall, aber auch die Waldflächen und zwei Teiche.
Um die beiden Teiche hat sich schon lange keiner mehr gekümmert. Selbst aus der Luft ist die Wasserfläche nur schwer zu erkennen. Der Boden ist voller Schlamm, an den Rändern bedrängen Gestrüpp und kleine Bäume den Teich – und nach und nach verlanden die Teiche immer mehr. Ein artenreicher Lebensraum sieht anders aus. Die beiden Teiche werden nun entschlammt, die Ufer freigestellt. „Hier schaffen wir einen Lebensraum für Azurjungfer, Blaugrüne Mosaikjungfer und Heidelibelle“, sagt Gitta Baeuerle.
Die flirrenden Flugkünstler finden sich aber nicht nur über dem Wasser, ihr Jagdrevier sind auch Wald und Heide. So werden die umgebenden Wälder ebenfalls zu Buchen- und lichten Birken-Eichen-Wäldern entwickelt. Gerade die invasiven Spätblühenden Traubenkirschen, die die heimischen Arten verdrängen, werden entnommen, ebenso Nadelbäume.
In dem Wald finden sich noch verschiedene markante Bäume, die freigestellt werden. Diese knorrigen Huteeichen erinnern an die historische Nutzung der Wälder als Viehweiden, bei der die Tiere die jungen Triebe und Gräser fraßen und den Eichen Licht und Raum zum Wachsen ließen. „Sie sind ein Zeugnis der Vergangenheit und ein Blickfang, vor allem aber ein ökologisch wertvoller und wichtiger Lebensraum“, erläutert Gitta Baeuerle.
Der Übergang zur Heide wird aufgelichtet und entwickelt. So entstehen insektenreiche, besonnene Waldränder. Die Heide erwacht ebenfalls aus ihrem Dornröschenschlaf und das Gebiet soll seinem Namen wieder alle Ehre machen.
Dort wird kräftig entkusselt. Kleine Birken, Faulbaum und Kiefern haben nichts dort zu suchen, wo lila Pflanzen und weite Flächen das Bild prägen sollen. Wie der Hutewald ist die Heidefläche ein Relikt der kulturhistorischen Nutzung im Raum Dohren. Alte Karten zeigen das. In der Kurhannoverschen Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts werden die Gemarkungen Dohren und Heidenau als „Dohrener Heide“ bezeichnet.
Mit den Arbeiten soll auch der Schafstall soll wieder eine Funktion erhalten und Schnucken als „lebende Landschaftspfleger“ das Bild prägen: „Wir hoffen, den Schafstall verpachten zu können und die Heideflächen zu beweiden“, sucht Gitta Baeuerle dafür eine interessierte Schäferin oder einen Schäfer.