24.09.2025 Verschiedenes – ein

Der Wandel im ländlichen Raum

Regionale Geschichte mit bundesweiter Bedeutung

Ehestorf – Alltag im Wandel, wie veränderten sich Dörfer im Zuge der technischen und sozialen Modernisierung nach 1945? Der neue Sammelband „DorfModerne III – Bauten der ländlichen Infrastruktur 1950 bis1980“ beantwortet diese Frage und dokumentiert die gleichnamige Fachtagung 2024 im Freilichtmuseum am Kiekeberg. Der Band sammelt 21 Beiträge zur Geschichte über die Stromversorgung, Sporthallen, Müllentsorgung und den Katastrophenschutz mit regionalem Fokus auf die Entwicklungen im Landkreis Harburg. Die Publikation ist ab dem 29. September für 24 Euro im Museumsladen erhältlich.

Herausgegeben wird sie von Museumsdirektor Stefan Zimmermann und der wissenschaftlichen Volontärin Lea Finzel. Die Finanzierung übernimmt der Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg. 

Der Band knüpft an zwei vorangegangene Tagungsbände an und ist Teil eines bundesweiten Forschungsverbunds zur Alltagskultur im ländlichen Raum. Historikerinnen und Historiker, Museumsfachleute und Heimatforschende analysieren darin den Wandel der Alltagsinfrastruktur. Stefan Zimmermann blickt auf den Sporthallenbau als Antwort auf das Bevölkerungswachstum nach 1945. Lea Finzel beschreibt die Entstehung des Müllabfuhrzweckverbands Buchholz in der Nordheide als Reaktion auf das wachsende Müllproblem im ländlichen Raum. Chris Stölting, Abteilungsleiter Wissenschaft, Ausstellung und Sammlung am Kiekeberg, beleuchtet die Gründung des Technischen Hilfswerks in Stelle-Winsen.

Autorin Dr. Zofia Durda beschreibt die langwierige Elektrifizierung in der Region und den Streit um Zuständigkeiten in den 1950er-Jahren. Weitere Beiträge thematisieren Spielplätze, Schützenhallen, Wassertürme, Apotheken, Tankstellen und Industriegebäude – auch als Spuren der Nachkriegszeit in der heutigen Dorfstruktur.

„Unsere Aufgabe als Museum ist es, die Geschichte der Region sichtbar zu machen und wissenschaftlich fundiert zu erzählen. Der neue Band zeigt, wie die bauliche und organisatorische Grundversorgung das dörfliche Leben im Kern verändert hat und welche Spuren davon bis heute sichtbar sind“, erklärt Stefan Zimmermann. „Viele Dinge, die heute selbstverständlich sind, wie etwa eine funktionierende Müllentsorgung oder eine flächendeckende Stromversorgung, haben ihre Wurzeln erst in der Nachkriegszeit. Gerade solche Entwicklungen zeigen, wie stark sich das Leben auf dem Land in dieser Zeit verändert hat“, ergänzt Lea Finzel. 

Die meisten der damals entstandenen Einrichtungen, etwa Schulturnhallen, Zweckverbände oder Feuerwehrhäuser, prägen bis heute das Ortsbild und werden weiterhin genutzt. Andere, wie Viehwagen, sind verschwunden, ihre Bedeutung aber nachvollziehbar. Der Tagungsband richtet sich an Fachpublikum ebenso wie an lokalgeschichtlich Interessierte. Er erscheint als letzter im Rahmen des Forschungsverbunds „Von der Nissenhütte bis zum QUELLE-Fertighaus“, gemeinsam mit dem Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim und dem LVR-Freilichtmuseum Kommern.

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