15.08.2025 Verschiedenes – Redaktion
Zwergziegen gegen Staudenknöterich
Seevetal testet innovative Beweidungsmethode
Seevetal geht mit diesem Projekt neue Wege in der Grünpflege, tierisch effektiv und umweltschonend. Foto: Gemeinde Seevetal
Ein Pionierprojekt im öffentlichen Grün der Gemeinde Seevetal zeigt erste Erfolge – vier Zwergziegen beweiden seit Kurzem eine Fläche, auf der sich der japanische Staudenknöterich breitgemacht hat, eine invasive Art, die andere Pflanzen verdrängt. Den Ziegen schmeckt es.
Der japanische Staudenknöterich zählt zu den besonders invasiven Neophyten in Europa. Ursprünglich aus Ostasien stammend, wurde die Pflanze im 19. Jahrhundert als Zierpflanze nach Europa eingeführt. Ihre rasche Verbreitung begann, als Gartenabfälle mit Knöterichresten in der freien Landschaft entsorgt wurden. Doch bereits ein kleines Wurzelstück genügt, um neue Bestände zu bilden. In Mitteleuropa ist der Staudenknöterich inzwischen vielerorts ein Problem, er verdrängt heimische Pflanzen, beeinträchtigt die Biodiversität und kann sogar Bauwerke und Infrastruktur schädigen.
Auch in Seevetal ist die invasive Pflanze auf dem Vormarsch. Auf einer rund 1.500 Quadratmeter großen Versickerungsmulde mit angrenzendem Waldrand hatte sich am Meyermannsweg ein dichter Bestand gebildet. Die Gemeinde wandte sich an die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, um eine naturverträgliche Lösung zu finden. Maßnahmen wie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder das vollständige Ausbaggern der Rhizome (unterirdisch wachsende Sprossachsen) kamen nicht in Frage. Die betroffenen Flächen liegen an einer Versickerungsmulde und dem Meyermannsteich, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln könnten in das Wasser gelangen und Wasserorganismen gefährden. Selbst nach der Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln bleibt der Staudenknöterich regenerationsfähig und treibt wieder aus.
Zum anderen liegen viele der Rhizome in unmittelbarer Nähe zu dicht stehenden Bäumen. Ein Ausbaggern hätte zu massiven Wurzelschäden und damit zum Absterben der Bäume geführt. Deshalb entschied sich die Gemeinde für einen alternativen Ansatz, die Beweidung mit Zwergziegen in Begleitung von Schafen. Während die Ziegen gezielt holzige und grobe Pflanzen wie den Staudenknöterich bevorzugen, kümmern sich die Schafe bevorzugt um die feineren Gräser und Kräuter. Die Kombination aus beiden Tierarten sorgt so für eine flächendeckende und vielseitige Beweidung – ideal für das heterogene Gelände aus Mulde und Waldrand.
Unter der Betreuung von Schäfer Reuscher sind mit erstaunlichem Ergebnis die Tiere seit rund drei Wochen auf der Fläche im Einsatz. Die Ziegen haben den Staudenknöterich nach zwei Wochen komplett abgefressen. Die Pflanze ist dadurch nicht verschwunden, doch ihre oberirdische Substanz ist stark reduziert und sie wird in ihrer Ausbreitung gehemmt. Ziel ist es nicht, den Staudenknöterich kurzfristig auszurotten. Das wäre an diesem Standort aufgrund seiner enormen Regenerationsfähigkeit, dem Gelände und der Baumwurzeln kaum möglich, sondern ihn langfristig zu schwächen, seinen Neuaustrieb zu minimieren und seine Ausbreitung einzudämmen. In diesem Jahr sind deshalb zwei Beweidungsgänge vorgesehen, einer erfolgt bereits und ein weiterer folgt im Spätsommer beziehungsweise Herbst.
„Mit diesem Projekt wollen wir nicht nur ökologisch sinnvoll handeln, sondern auch Erfahrungen sammeln für eine nachhaltige Pflege kommunaler Grünflächen“, so Herr Clausing von der Umweltabteilung der Gemeinde. Die positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung zu den Naturschutzprojekten Seevetals zeigen, dass auch ungewöhnliche Methoden Akzeptanz finden, wenn sie naturnah und wirksam sind. Seevetal geht mit diesem Projekt neue Wege in der Grünpflege – tierisch effektiv und umweltschonend.
Mit einem dringenden Appell richtet sich die Gemeinde an Seevetalerinnen und Seevetaler, keine Gartenabfälle in der freien Landschaft zu entsorgen. Die Gemeinde beobachtet seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme dieser illegalen Ablagerungen. Was oft als „harmlose Grünabfälle“ beginnt, kann zur Einschleppung und Ausbreitung problematischer Pflanzenarten wie dem Staudenknöterich führen. Gartenabfälle gehören in die Biotonne oder auf den Kompost, nicht in Wald, Wiese oder Graben.