25.07.2025 Ratgeber – Redaktion

Frischzellenkur für altes Reetdach

Finanzielle Unterstützung durch die Denkmalpflege

Foto: Landkreis Harburg
Das markante Reetdach des mehr als 200 Jahre alten Schafstalls wurde ausgebessert. Foto: Landkreis Harburg

Sie gehören zur Heide dazu wie die weiten lila Flächen und Wacholder – reetgedeckte Schafställe prägen seit Jahrhunderten die Lüneburger Heide. Doch während die Außenschafställe mit ihrem weit heruntergezogenen Dach bis heute fest zum Image der Heide gehören, sind die Hofschafställe in den Dörfern selten geworden. Viele wurden oft im 20. Jahrhundert umgebaut und als Scheune genutzt. Ein typischer Stall ist in Handeloh an der Hauptstraße erhalten geblieben. Dort wurde jetzt das Reetdach saniert. „Der Schafstall gehört hier einfach dazu, den kann ich doch nicht verfallen lassen“, sagt Besitzerin Irene Steinmetz-Albers resolut. Unterstützung hat sie dabei von der Denkmalpflege des Landkreises Harburg erhalten, die rund ein Viertel der Kosten von insgesamt 22.000 Euro übernommen hat.

Der Schafstall wurde wohl um 1800 als Fachwerkbau auf Feldsteinen errichtet. Unter hohen Eichen stehend, begrüßt er die Besucher des Hofes. Für Irene Steinmetz-Albers gehört er seit ihrer Kindheit einfach dazu. Bis 1955 diente er seinem eigentlichen Zweck zur Unterbringung der Schafe. Auf den Heidehöfen war die Schafhaltung jahrhundertelang unverzichtbar, und die Schafställe hatten eine wichtige Bedeutung für den Heidebauern, da in ihnen ihr wichtigster Dünger gesammelt wurde, der Schafdung.  „Dann war Schluss mit den Schafen.“ Ihre Eltern gaben die Schafhaltung auf und die Herde ab – inklusive der beiden Hütehunde. „Molli und Lustig hießen sie“, erinnert sich Irene Steinmetz-Albers. Den Hof verließen die Tiere offenbar ohne Wehmut: „Die Hunde sind nur noch einmal gekommen, die hingen eben an den Schafen.“

Der alte Schafstall diente als Schuppen, bis er 1990 umfassend im Sinne des Denkmalschutzes instandgesetzt wurde. Danach wurde er einige Jahre von einem Schäfer genutzt, seit gut 15 Jahren ist er wieder Scheune. Aber nicht nur Wagen und Maschinen haben dort ihre Heimat: „Da oben sitzt immer eine Eule“, zeigt Irene Steinmetz-Albers ins Gebälk.

35 Jahre nach der Sanierung hatte allerdings der Zahn der Zeit am Reetdach genagt, eine Frischzellenkur war nötig. „Dächer müssen in Ordnung sein, sonst gehen die Gebäude kaputt.“ Ein Reetdachdecker aus Schleswig-Holstein putzte daher nun rund 260 Quadratmeter Dachfläche ab und besserte sie aus, stopfte mit Reet aus der Türkei nach.

Mit Reetdachbauten hat Caroline Kleinert, die Denkmalschutzbeauftragte bei der Kreisverwaltung, in ihrer Arbeit immer wieder zu tun. In diesem Jahr hat sie bereits zwei Förderanträge zur Reetinstandsetzung bewilligt, seit 2022 waren es bereits elf. Doch auch ansonsten unterstützt die Denkmalpflege Bauherren mit Rat, wie sich Schutzwürdigkeit und Nutzungsinteressen optimal vereinbaren lassen, und auch finanziellen Mitteln von bis zu 25 Prozent oder maximal 10.000 Euro für ein Projekt. „Bauherren können immer auch auf unsere Beratung zählen, wir lassen sie in der Bauphase nicht allein.“

Mehr als 1000 Denkmale gibt es im Landkreis Harburg. Als Denkmal gelten dabei aber nicht nur prächtige Schlösser, imposante Kathedralen oder beeindruckende Burganlagen, sondern vielmehr Gebäude oder auch Parks und Friedhöfe, die eine geschichtliche, künstlerische, wissenschaftliche oder städtebauliche Bedeutung haben. Das kann die Mühle ebenso sein wie eine Scheune, das Eisenbahnviadukt ebenso wie ein altes Bauerngehöft, ein Backhaus oder eine Kopfsteinpflasterstraße, aber auch das Wohnhaus aus den 1950er-Jahren. „Das kulturelle Erbe ist ein Schatz für den Landkreis, und den gilt es zu bewahren. Ohne diese Kulturdenkmale wäre die Landschaft viel ärmer“, betont Caroline Kleinert.

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