26.06.2025 Wirtschaft & Verkehr – Redaktion
Ein Schlag ins Gesicht
Geschlossen gegen neue Bahnpläne
Mit großer Geschlossenheit treten Landrat Rainer Rempe, Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie Kommunen den erneuten Plänen der Deutschen Bahn AG für eine Neubaustrecke durch die Heide entlang der Autobahn 7 entgegen. „Wir sind von diesem Vorgehen sehr irritiert. Dieser neuerliche Vorstoß der Bahn ist eine klare Missachtung aller bisherigen Vereinbarungen“, stellt Landrat Rempe fest. Gemeinsam mit den Bundestagsabgeordneten Cornell Babendererde und Svenja Stadler sowie den Landtagsabgeordneten Jan Bauer, André Bock und Nadja Weippert sowie Dr. Peter Dörsam als Sprecher des Projektbeirates Dialogforum Schiene Nord fordert er den sofortigen Verzicht auf alle Überlegungen für einen Neubau entlang der Autobahn 7 sowie eine Verwirklichung der Generalsanierung.
„Es gibt die klare Einigung zwischen Bund, Land und Deutscher Bahn, dass zunächst die Bestandsstrecke saniert wird und dabei so weitgehend wie möglich die Ergebnisse des Dialogforums Schiene Nord von 2015 umgesetzt werden. Wir erwarten, dass sich auch die Bahn an die Abmachungen hält“, betont Landrat Rempe. Unterstützung finden Landkreis Harburg, Abgeordnete und Kommunen dabei beim Land Niedersachsen. Landesregierung und Landtag stünden seit 2016 einhellig hinter den Sanierungsplänen und lehnten einen Trassenneubau an der A 7 ab.
Die Deutsche Bahn AG treibt derzeit dennoch weiterhin intensiv das Planungsverfahren zur Strecke zwischen Hamburg und Hannover voran. Am 27. Juni will sie die Vorplanung für die sogenannte Vorzugsvariante, die bestandsferne Neubaustrecke durch die Heide, vorstellen. Gleichzeitig hat das Unternehmen mitgeteilt, dass es in die nächste Planungsphase einsteigt.
„Das ist eine Unverschämtheit und an Arroganz nicht zu überbieten“, kritisieren Rempe und die Abgeordneten. „Wir sind uns alle einig, dass eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur nicht nur für den Fern- und Güterverkehr, sondern auch für viele Pendlerinnen und Pendler von größter Bedeutung ist. Umso wichtiger ist es, die Generalsanierung umfänglich umzusetzen und so zeitnah zusätzliche Kapazitäten auf der Strecke zu schaffen.“ „Die vorgelegte Planung der Deutschen Bahn ist eine Missachtung der parlamentarischen Beschlüsse und ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich seit Jahren intensiv für eine Verbesserung des Schienenverkehrs im Einklang mit Mensch und Natur einsetzen“, sagt die Landtagsabgeordnete und stellvertretende Landrätin Nadja Weippert. „Wer mit falschen Zahlen, Berechnungen und Behauptungen versucht, eine Neubaustrecke schönzureden und zu rechtfertigen, muss mit entschiedenem Widerstand der Bevölkerung und der Politik rechnen.“
„Leider hat sich mit den Ankündigungen der Bahn bestätigt, es war richtig, der Bahn nicht zu vertrauen“, kritisiert auch André Bock. „Politik und Gesellschaft werden hier hinters Licht geführt. Gut, dass wir so starke Bürgerinitiativen in der Region haben. Mit ihnen gemeinsam werden wir einfordern, dass die Bahn getroffene Vereinbarungen hält. Ansonsten gibt es von hier aus massivsten Widerstand“, kündigt Bock an. „Ich stehe nach wie vor für die Umsetzung des Dialogforums und sehe aktuell auch keine Veranlassung, davon abzurücken“, betont auch Svenja Stadler. Die Bundestagsabgeordnete Cornell Babendererde schließt sich der Einschätzung an und betont: „Im Wahlkampf habe ich den Bürgern versprochen, mich für den Ausbau und die Ergebnisse des Dialogforums einzusetzen. Zu diesem Versprechen stehe ich felsenfest.“
„Wir haben eine klare Reihenfolge“, macht Landrat Rempe deutlich. Der Landkreis, die Abgeordneten, das Land und die Kommunen fordern gemeinsam anstelle von utopischen Planungen an der A7 unverändert zunächst den Ausbau der Bestandsstrecke im Rahmen der anstehenden Generalsanierung. Dabei gehen sie davon aus, dass diese Sanierung in vollem Umfang umgesetzt wird und auch eine umfangeiche Digitalisierung der Strecke beinhaltet. „Anschließend kann man klären, ob überhaupt noch Bedarf an einer Neubaustrecke besteht und entscheiden, wie weiter verfahren wird“, betont er.
„Bei einem Neubau würden Naturräume und Siedlungsgebiete brutal durchschnitten und einige Orte inselartig zwischen Autobahn und Bahn eingeschlossen“, kritisiert Landrat Rempe. „Die Weiterverfolgung der Neubaustrecke würde immense Nachteile für die Region bedeuten und zu erheblichen Einschnitten in die Lebensqualität vieler Menschen führen, ohne zu wissen, ob überhaupt dieser zusätzliche Bedarf besteht.“